Lanzarote:
Motorrad fahren auf dem Mars

Obwohl ich kein Bruchstrich-Fahrer bin, und mein Motorrad selbst bei strammen Minusgraden beruflich nutze, weiß ich eine Auszeit vom Winter durchaus zu schätzen. Die Kanaren sind dabei für mich das perfekte Ziel, um vor vereisten Strassen und Eiszapfen im Schnurrbart zu fliehen. Selbst im Januar und Februar erwarten einen dort angenehme Temperaturen, und auch kurzfristig sind Aufenthalte schnell organisiert. Zudem bieten die Inseln eine Vielzahl toller Strassen und Ausflugsmöglichkeiten für Motorradreisende.

Nun ist die Anreise zu den Inseln vor der marokkanischen Küste auf den eigenen zwei Rädern nicht jedermanns Sache: Zusätzlich zur 3000km langen Anfahrt quer durchs halbe Europa kommen noch anderthalb bis zwei Tage Überfahrt auf die Kanaren. Angesichts überschaubarer Flugkosten ist die eigene Anreise dabei auch wirtschaftlich Schwachsinn.

Will man sein Motorrad nicht mit dem Flugzeug transportieren lassen (diese Möglichkeit besteht durchaus), ist man auf ein Mietfahrzeug vor Ort angewiesen. Und davon gibt es auf den meisten Inseln reichlich. Preislich variierte das Angebot, in meinem Fall auf Lanzarote, von Model zu Model erheblich. Meine F800GS ist dort ab 100€ am Tag zu haben, kleinere und/oder betagtere Motorräder kann man auch schon für 30€ mieten.

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Meine Wahl fiel auf eine kleine Honda Varadero – Mit satten 125ccm aus zwei Zylindern eigentlich ein Musterbeispiel für Untermotorisierung. Aber weil ich allein und ohne Gepäck unterwegs war, und auf Lanzarote auch keine starken Anstiege zu bewältigen sind, war das Teil okay für mich.

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Die Fahrzeugübergabe hat sich sehr angenehm gestaltet: Der Vermieter hat mir das Motorrad auf einem Hänger bis vor die Haustür gebracht, und es dort am Abend auch wieder abgeholt. Standardmäßig hatte er auch ein paar Helme dabei. Der einzige, der mir gepasst hat, war einer dieser wirklich ziemlich gruseligen Jethelme. Bei denen denke ich immer: Im Falle eines Unfalls ist da garantiert das Kinn weg! Meine GoPro habe ich mir behelfsmäßig hinter das Visier geklemmt. Hier auf dem Schattenfoto habe ich auch noch einen Sonnenschirm dabei:

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Lanzarote bietet ein paar tolle Strassen, die durch eine außergewöhnliche Landschaft führen. Mal im Ernst: Sowas habe ich noch nie gesehen. Besonders die LZ-67, die an den Montañas del Fuego (Feuerberge) vorbei, mitten durch das sogenannte Lavameer führt, ist der Hammer! Links und rechts nichts als erkaltete Lava. Kein Baum. Kein Strauch. Nur messerscharfe Steine. Als ob man auf dem Mars Motorrad fährt!

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Ohne Scheiss. Das muss man unbedingt mal gesehen haben. Ich habe unterwegs oft überlegt, was für ein Gebreche das gewesen sein muss, diese Strassen in die Lavafelder zu planieren. 1950 sollen sie für einen Besuch von General Franco angelegt worden sein.

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Im Norden gibt es bei Haria sogar ein paar Serpentinen. Man kann übrigens sämtliche Strassen Lanzarotes an einem Tag abfahren (auf La Gomera auch). Eine längere Mietdauer lohnt deswegen vermutlich nicht, erst recht nicht, wenn man auch noch einen Mietwagen hat. Ich hatte von Deutschland aus einen gebucht, der 7€ am Tag gekostet hat.

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Mein Tip also: Fliegt doch im Winter mal für ein paar Tage nach Lanzarote, mietet euch günstig (ab 35€/Tag) oder schön (ab 60€/Tag) irgendwo ein, und geniest die junge Landschaft (1736 n. Chr.). Dazu einen Inselwein (allein mit Tau bewässert) und Pimientos de Padrón. Das ist viel schöner als alle zwei Jahre an den Gardasee. Und alle drei nach Schottland.


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Kommentare

4 Antworten zu „Lanzarote:
Motorrad fahren auf dem Mars“

  1. Avatar von Nic
    Nic

    Hey Freerk – wieder ein schöner Bericht!
    … aber warum hast du denn ein Mauser Geradezug Gewehr dabei gehabt („Schattenfoto“)
    Wolltest du neben deiner eigenen Anwesenheit auf der Insel das Durchnittsalter aktiv weiter senken!? 😉

    Beste Grüße
    Nic

  2. Avatar von Freerk
    Freerk

    Manchmal muss man einfach tun, was getan werden muss, Nic.
    Du weißt es.
    Und ich weiß es.
    Nutzt ja nix.

  3. Avatar von Freerk
    Freerk

    Wird sich angesichts des Brexit eh zeigen müssen, wie viele der auf Lanzarote fast schon eingeborenen Briten noch den Weg dorthin finden, wenn sie ein Visum brauchen sollten und der Wechselkurs immer schlechter wird.
    Dann sinkt das Durchschnittsalter ganz von selbst!

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