Teil 1
Rumänien 2013 – Prolog

Die Geschichte beginnt im Sommer 2012, als mich mein Freund Sebastian anruft und mir erzählt, er käme nach Berlin, und ob ich nicht vielleicht Zeit und Lust auf ein gemeinsames Bier hätte. Ich habe Sebastian vor zwei Jahren auf der Fähre nach Marokko kennen gelernt, und bin mit ihm und zwei weiteren Freunden vier Wochen lang durch Wüste und Atlas gefahren. Seit damals hatten wir uns nicht mehr gesehen. Na klar, antworte ich, ein Bier wäre schön! Auf meine Frage, wann genau er denn käme, antwortet Sebastian In sechs Monaten. Zu meiner Überraschung verabrede ich mich mit ihm also ein halbes Jahr im Voraus auf ein Bier.

Am 30. November 2012 sitzen wir dann wirklich im Alt-Berlin, einer im Laufe des vergangenen Jahrhunderts dunkelbraun gerauchten Bierstube in Mitte, und quatschen über unsere Marokkotour, und dass man sowas im Grunde genommen mal wiederholen müsste. Sogar ein potenzielles Reiseziel ist schnell gefunden: Rumänien. Das Land am Schwarzen Meer soll wild, schön und abenteuerlich sein – Genau das richtige für uns also.

Aus der losen Absichtsbekundung bei Bier & Zigaretten wird in den kommenden Wochen zügig ein handfester Plan. Zu Sebastians und meiner Begeisterung zeigt sich sogar der Rest der alten Marokko-Bande interessiert: Behrang und Stefan springen direkt mit auf, ein Reisetermin wird fixiert, und der Rumänien-Zug nimmt ordentlich Fahrt auf. Kommuniziert wird über unsere Facebook-Gruppe, die seit der Nordafrika-Tour besteht. Auch Stefans Freundin Sarah stößt dazu, allerdings noch ohne geeignetes Motorrad – das würde sie sich erst noch kaufen.

Im Frühjahr 2013 halten wir dann eine erste Skype-Telefon-Konferenz ab. Eine Google-Map wird eingerichtet, auf der jeder seine Wunschziele eintragen kann. Es wird viel diskutiert: Über Anreise und Etappenlängen, Unterbringung und Touristische Ziele. Wir alle wohnen mittlerweile in unterschiedlichen Städten, in Freiburg, Frankfurt, Köln und Berlin. Damit niemand zu große Umwege in Kauf nehmen muss, beschließen wir, einen Teil der Anreise jeweils allein zu bestreiten. Im Westen holt Behrang Sebastian ab, ich komme aus dem Osten und will die beiden drei Tage später in Wien treffen. Im Süden fahren Sarah und Stefan mit einer Woche Vorlauf sutsche Piano bis nach Ungarn, wo wir die beiden dann an einem noch zu benennenden Punkt treffen wollen. Auf diese Weise soll vor allem Sarah ohne Druck noch ein Bisschen Fahrpraxis auf ihrer frisch gekauften Transalp sammeln, bevor es mit uns dann in Rumänien in medias res gehen soll.

Soweit zumindest der Plan.

Wenn ich das jetzt mal rückblickend betrachte, dann kann ich mir gut vorstellen, dass uns in dieser Planungsphase immer ein paar Götter über die Schulter geguckt und sich scheckig gelacht haben. Hände reibend haben sie jede unserer Annahmen und jedes Reiseziel notiert, um sich dann zuhause irgendwelche Boshaftigkeiten auszudenken. Einer von ihnen, der diesbezüglich wirklich ganze Arbeit geleistet hat, war Petrus. Zur Erinnerung: Im Juni 2013 standen große Teile Süd- und Ostdeutschlands unter Wasser, heftige Regenfälle hatten für ein Anschwellen von Donau und Elbe gesorgt. Überraschend mag für manchen sein, dass das verantwortliche Tiefdruckgebiet dabei bei weitem nicht allen Regen losgeworden ist. Nach Mitteleuropa entschloss es sich, Richtung Südosten weiter zu ziehen, namentlich – nach Rumänien.

Aber von alldem wussten wir noch nichts, als wir uns Anfang Juni an unseren jeweiligen Startpunkten auf den Weg machten…


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